Kein Vergessen – Kein Einzelfall – Demonstration in Gedenken an Süleyman Taşköprü

Pressemitteilung des Aktionsbündnis „Hamburg nach Hanau“, 14.06.2021

Vor 20 Jahren – am 27. Juni 2001 – wurde Süleyman Taşköprü in Hamburg ermordet. Obwohl die rechtsterroristischen Mörder*innen des NSU sich vor 10 Jahren enttarnten, folgten bis heute in Hamburg kaum nennenswerte Taten der Aufklärung der Hamburger Ermittlungen und rechter Netzwerke. Als Hamburger Öffentlichkeit rufen wir daher zu einer Demonstration anlässlich des 20. Todestags Taşköprüs:

Demonstration: Kein Vergessen – Kein Einzelfall. In Gedenken an Süleyman Taşköprü – Für einen parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Aufklärung des NSU-Komplex in Hamburg

19. Juni 2021: 14 Uhr – Bahnhof Altona

„Mit der Demonstration wollen wir unsere Solidarität mit den Angehörigen Taşköprüs zum Ausdruck bringen. Wir wollen den rassistischen Mord an Süleyman Taşköprü nicht vergessen lassen. Er gehört zur rassistischen Kontinuität und Gegenwart Hamburgs. Er gehört zur Geschichte dieser Stadt.“ fasst Kim Uhrig das Anliegen des Aktionsbündnis zusammen.

Der Mord war kein Einzelfall, sondern reiht sich ein in die von Neonazis seit den 1980er Jahren ermordeten Menschen wie unter anderem Nguyễn Ngọc Châu und Đỗ Anh Lân, Ramazan Avcı, Mehmet Kaymakçı. Ebenso wenig waren die rassistischen Ermittlungen gegen die Familienanhörigen und das Umfeld Taşköprüs ein Einzelfall. Bis heute erleben People of Color, Rom*nja und Sinte*zze Schwarze Menschen, Juden*Jüdinnen, Muslim*innen und Migrant*innen rassistische Gewalt im Alltag und durch Institutionen in Hamburg.

Den Aufruf des Demo-Bündnisse aus migrantischen Selbstorganisationen, antifaschistischen Initiativen und Einzelpersonen unterstützen bereits über 30 Organisationen und Einzelpersonen (siehe hier).

„Bis heute sind die Ermittlungen zum Hamburger NSU-Mord nicht aufgeklärt worden, obwohl es zahlreiche Hinweise von Betroffenen auf ein rassistisches Tatmotiv gab. Wir wissen aus den bisherigen Untersuchungsausschüssen auf Bundes- und Länderebene, dass die Hamburger Ermittler*innen in der bundesweiten Ermittlungsgruppe 2006 verhindern wollten, dass in Richtung rechts ermittelt wird.“, fasst Caro Keller von NSU-Watch zusammen.

Wir wollen wissen: Welche Neonazis unterstützten den NSU in Hamburg? Warum wurde nicht gegen Hamburger Neonazis ermittelt? Seit Jahrzehnten spielen Hamburger Neonazis in bundesweiten Netzwerken eine wichtige Rolle, indem sie Rechtsbeistand, ideologisches Wissen und Infrastrukturen leisten.

„Welche Maßnahmen werden ergriffen, um sicherzustellen, dass sich der NSU niemals wiederholen kann und rechter Terror gestoppt wird?“, fragt Keller weiter. Diese Frage stellt sich aktuell, nachdem bekannt wurde, dass drei in Hamburg aktive Neonazis zu der rechtsterroristischen „Gruppe S“ gezählt werden können, jedoch nicht auf der Anklagebank sitzen (siehe Pressemitteilung des HBgR).

„Ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss der Bürgerschaft ist der erste Schritt zu einer Aufklärung des NSU-Komplexes und rechter Netzwerke in Hamburg. Sein Fehlen ist die politische Verachtung der Opferinteressen und es ist ein Skandal für die Hansestadt.“ meint Demoanmelderin Christiane Schneider vom Hamburger Bündnis gegen Rechts, das Teil des Aktionsbündnis ist. „Doch ein Untersuchungsausschuss wird nur ein erster Schritt sein.“, ergänzt Uhrig. „Wir müssen als Gesellschaft Rassismus als eines von vielen Machtverhältnissen endlich tiefgreifend angehen. Dies beginnt in staatlichen Einrichtungen, insbesondere wenn diese bewaffnet sind. Doch es meint jede Person dieser Gesellschaft.“

Aktuell besteht jedoch Unklarheit, ob diese Demonstration wie geplant mit bis zu 1000 Teilnehmer*innen stattfinden kann. „Während der Senat zahlreiche Lockerungen vornimmt, will er nach bisherigem Stand die Begrenzung von Demonstrationen auf 500 bis in die Sommerferien verlängern. Gleichzeitig sollen aber bis zu 2000 Personen zu einem Handballspiel in der Halle zugelassen werden. Diese Einschränkung des Grundrechts auf Versammlungsfreiheit ist unverhältnismäßig. Eine öffentliche Solidaritätsbekundung 20 Jahre nach dem Mord, eine Demonstration für seine vollständige Aufklärung muss ohne willkürliche Beschränkungen möglich sein.“, so Schneider abschließend.

Süleyman Taşköprü – Kein Vergessen – Kein Einzelfall
Demonstration – Bahnhof Altona -19. Juni 2021 – 14 Uhr
Aktionsbündnis Hamburg nach Hanau

Pressemitteilung

Pressemitteilung des Bündnis „Solidarität von Hamburg nach Hanau“

Unsere Solidarität von Hamburg nach Hanau
Der rassistische Anschlag in Hanau vom 19. Februar 2020 ist nun fast ein Jahr her. Zum 1. Jahrestag dieses rechten Terrors ruft auch in Hamburg ein breites Bündnis unter dem Motto „Wir klagen an und fordern Taten statt Worte: Erinnerung, Gerechtigkeit, Aufklärung, Konsequenzen!“ zu vielfältigen Aktionen auf. Den Aufruf des Bündnis bestehend aus migrantischen Selbstorganisationen, antifaschistischen Initiativen und Einzelpersonen unterstützen bereits über 30 Organisationen und Einzelpersonen. Zu den Details siehe https://hamburgnachhanau.noblogs.org/.
Unter anderem sollen mit einem öffentlichen Livestream am 14. Februar 2021 und mit mehreren Kundgebungen am 19. Februar 2021 an die Ermordeten von Hanau gedacht und den Angehörigen der Opfer eine Stimme gegeben werden.

14. Februar 2021, 14 Uhr, Park Fiction: Livestream der Berichte und Forderungen der Angehörigen im Rahmen einer öffentlichen Gedenk-Veranstaltung

19. Februar 2021, ab 17 Uhr Kundgebungen an 3 Orten,
(voraussichtlich)
Arrivati Park-Feldstraße
Rindermarkthalle-Feldstraße
Feldstraße-Glashüttenstraße

Auf allen Versammlungen muss ein Mund-Nasen-Schutz getragen werden und die Abstandsregeln von 2m eingehalten werden. Wir möchten Sie bitten, diese Veranstaltungen in Ihre Veranstaltungskalender aufzunehmen. Vielmehr noch möchten wir Sie einladen, daran teilzunehmen bzw. darüber zu berichten.

Yavuz Fersoglu vom Bündnis „Solidarität von Hamburg nach Hanau“ sagt zum Jahrestag des Anschlages in Hanau: „Der NSU, der Anschlag von Halle, der Mord an Walter Lübcke und der Terroranschlag in Hanau sind das Ergebnis einer staatlichen Politik, welche sich auf dem rechten Auge blind stellt. Die politische Rhetorik der AfD und ihre Verharmlosung in Medien und Politiklandschaft bereiten den Nährboden für den rechten Terror“.

„Auch in Hamburg werden regelmäßig Menschen auf offener Straße aus rassistischen oder antisemitischen Motiven angegriffen, wie zuletzt im Oktober bzw. November 2020.“, führt Kim Uhrig für den Vorbereitungskreis fort. „Politische Dimensionen werden jedoch von Hamburger Behörden wie im laufenden Prozess zum antisemitischen Anschlag vor der Synagoge Hohe Weide relativiert. Rassismus, Antisemitismus und alle Formen gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit müssen endlich als gesellschaftliche Ermöglichungsbedingungen für rechten Terror verstanden werden, um diesen zu beenden.“

Zum Jahrestag erklären wir, dass wir uns in Hamburg und überall gegen jegliche Form des rechten Terrors und des Rassismus stellen, und nicht schweigen werden. Wir trauern um und erinnern uns an die Opfer von Hanau, an Ferhat Unvar, Hamza Kurtović, Said Nesar Hashemi, Vili Viorel Păun, Mercedes Kierpacz, Kaloyan Velkov, Fatih Saraçoğlu, Sedat Gürbüz und Gökhan Gültekin.

Anfragen per Mail: kontakt@hbgr.org